Flüchtlingshilfe Rheinbogen
„Ich war fremd und obdachlos und ihr habt mich nicht aufgenommen; ich war nackt und ihr habt mir keine Kleidung gegeben; ich war krank und im Gefängnis und ihr habt mich nicht besucht. Dann werden auch sie antworten: Herr, wann haben wir dich hungrig oder durstig oder obdachlos oder nackt oder krank oder im Gefängnis gesehen und haben dir nicht geholfen? Darauf wird er ihnen antworten: Amen, ich sage euch: Was ihr für einen dieser Geringsten nicht getan habt, das habt ihr auch mir nicht getan.“ (Matthäus 25)
Nahezu täglich erreichen uns Berichte über neue Flüchtlingskatastrophen. Menschen, die vor Krieg, Gewalt und großer wirtschaftlicher Not fliehen müssen und bei der Flucht ihr Leben riskieren, um ihren Familien ein besseres und sicheres Leben bieten zu können. Diejenigen, denen es gelingt, zu uns zu kommen, werden oft nicht mit offenen Armen empfangen. Sie erwartet zunächst die Unterbringung in Massenunterkünften auf beschränktem Raum, häufig verbunden mit der Ungewissheit, ob sie denn überhaupt bleiben dürfen.
Städte und Gemeinden sind mittlerweile mit der menschenwürdigen Unterbringung dieser Flüchtlinge häufig überfordert. Die Zahl der von der Stadt Köln per März 2015 unterzubringenden Flüchtlinge beläuft sich auf knapp 6.000!
Heute kommen die Flüchtlinge aus Afrika, dem Nahen Osten und diversen Balkanländern und suchen Hilfe bei uns. Ihr Schicksal und ihre Situation in ihren Heimatländern erscheint uns sehr weit weg von unserem eigenen Leben. Viele von uns haben aber vielleicht noch Eltern oder Großeltern, die selbst einmal vor Krieg und Gewalt fliehen mussten und darauf angewiesen waren, dass fremde Menschen ihnen halfen. Die Erfahrungen, die sie hierbei gemacht haben, werden durchaus sehr unterschiedlich sein.
Als Christen sind wir hier in besonderer Weise gefordert, diesen Menschen – unabhängig von ihrer Herkunft und Konfession – zu helfen. Die Appelle von Papst Franziskus hierzu sind eindeutig.
Anlässlich der Flüchtlingskatastrophen vor Lampedusa hat uns Papst Franziskus in seiner Predigt aus dem Jahr 2013 (Volltext auf der Internetseite von Radio Vatikan einsehbar) eindringlich dazu aufgefordert, vor dem Leid der Flüchtlinge und dem massenhaften Sterben nicht die Augen zu verschließen. Er hat ausdrücklich hierbei auch nichtchristliche Flüchtlinge eingeschlossen, so wie auch Jesus nicht nach Herkunft und Religion unterschieden hat:
„… Flüchtlinge, im Meer umgekommen, in den Booten, die anstatt ein Weg der Hoffnung zu sein ein Weg des Todes wurden. So lauten etliche Schlagzeilen in den Zeitungen! Als ich vor einigen Wochen die Nachricht bekommen habe, die sich leider noch einige Male wiederholt hat, wurde das Denken daran mir zu einem Stachel im Herzen, der Leiden bringt. Und ich wusste, dass ich hierher kommen muss, um zu beten, um ein Zeichen der Nähe zu setzen, aber auch um unsere Gewissen zu wecken, so dass sich das, was passiert ist, nicht wiederholt. Nie wieder! …
Ich denke auch an die lieben muslimischen Flüchtlinge, die gerade heute Abend das Fasten des Ramadan beginnen und wünsche ihnen reiche geistliche Frucht. Die Kirche ist euch nahe in eurer Suche nach einem würdevollen Leben für euch und eure Familien. Euch grüße ich mit den Worten „O´ sciá!“ (typischer Gruß auf Lampedusa, Anm. d. Red.) …“
Zu unserer Verantwortung wird Papst Franziskus sehr deutlich:
„Auch heute stellt sich mit aller Stärke diese Frage: Wer ist verantwortlich für das Blut dieser Brüder und Schwestern? Niemand! Wir alle antworten so: Nicht ich, ich habe damit nichts zu tun, das sind andere, aber nicht ich. Aber Gott fragt uns alle: „Wo ist das Blut des Bruders, das bis zu mir schreit?“ Heute fühlt sich auf der Welt keiner verantwortlich dafür; wir haben den Sinn für die geschwisterliche Verantwortung verloren; wir sind dem heuchlerischen Verhalten des Priesters und Altardieners verfallen, von denen Jesus im Gleichnis vom barmherzigen Samariter spricht: Wir sehen den halbtoten Bruder am Straßenrand und denken vielleicht „der Arme!“, und gehen weiter unseres Weges, weil es nicht unsere Aufgabe ist; und wir glauben, dass alles in Ordnung sei. Wir fühlen uns zufrieden, als ob alles in Ordnung sei!“
Wir als Gemeinde im Rheinbogen möchten uns dieser Verantwortung stellen.
In einer gemeinsamen Sitzung des Kirchenvorstands und des Pfarrgemeinderates im Februar dieses Jahres haben wir beschlossen, Flüchtlingsfamilien Wohnraum zur Verfügung zu stellen und diesen auch beim weiteren „Einleben“ zu helfen. Wir haben hierzu eine Arbeitsgruppe gegründet, die sich dieses Themas in besonderer Weise annimmt und Kontakt mit der von der Caritas organisierten Flüchtlingshilfe aufgenommen.
Die Caritas unterstützt sowohl Flüchtlingsfamilien als auch potentielle Vermieter im Rahmen eines so genannten „Auszugsmanagements“ bei der Vermietung von Wohnraum, den damit verbundenen administrativen Dingen und bei der Nachbetreuung über einen Zeitraum von 3 Monaten.
Wir haben über die Mitarbeiter der Caritas nunmehr einer aus Afghanistan stammenden Familie eine Wohnung zur Verfügung stellen können. Diese Familie ist durch den Krieg zerrissen worden. Die Mutter ist mit ihren 6 Kindern geflüchtet, nachdem der Vater von Talibankämpfern verschleppt worden ist.
Die Schicksale der Flüchtlingsfamilien, die bei uns um eine Unterkunft nachgesucht haben, haben uns sehr bewegt. Wir möchten im Rahmen der uns zur Verfügung stehenden Möglichkeiten daher auch weiteren Flüchtlingen helfen und hoffen hier auch auf Unterstützung aus der Gemeinde.
Wie können wir helfen?
Die staatliche Hilfe für diese Flüchtlingsfamilien reicht weder materiell aus, um einen Hausstand ausstatten zu können, noch ist eine dauerhafte Betreuung bei der Integration darstellbar. Die Bereitstellung von Wohnraum ist hier eines der größten Probleme.
Wir versuchen im Rahmen unserer Möglichkeiten den Flüchtlingen dort zu helfen, wo staatliche Hilfen unzureichend sind und wir auftretende Lücken schließen können. Dies gilt nicht nur bei der Beschaffung von Mobiliar und sonstigen Haushaltsgegenständen, sondern auch bei der Unterstützung bei Behördengängen, bei der Kinderbetreuung und ähnlichem. Hier müssen wir allerdings lernen, wie wir am besten helfen können und wie wir den Hilfesuchenden begegnen sollten. Eine in diesen Dingen erfahrene Mitarbeiterin der Caritas Flüchtlingshilfe ist uns hierbei eine große Hilfe.
Wir können diese Arbeit nicht alleine aus dem Kreis des Kirchenvorstandes und Pfarrgemeinderates bewältigen, die ja auch noch viele andere Aufgaben wahrnehmen. Hier benötigen wir daher Unterstützung aus der Gemeinde. Die Signale, die wir hierbei schon erhalten haben, sind ermutigend. Viele Menschen unserer Gemeinde sind spontan bereit, zu helfen. Wir werden künftig hier auf unserer Homepage zur Frage, was benötigt wird und wie konkrete Hilfe aussehen kann, Informationen veröffentlichen. Ebenso können Sie über die E‑Mail-Adresse fluechtlingshilfe@kirche-rheinbogen.de Kontakt zur „Arbeitsgruppe Flüchtlinge“ in unserer Pfarrgemeinde aufnehmen.
Ein drängendes Problem ist die Bereitstellung von Wohnraum für Flüchtlingsfamilien. Vielleicht ist es dem ein oder anderen Gemeindemitglied möglich, selbst Wohnraum für Flüchtlingsfamilien zur Verfügung zu stellen. Sollte dies der Fall sein, freuen wir uns über eine Kontaktaufnahme und stehen gerne auch für einen ersten Erfahrungsaustausch bereit und stellen auch den Kontakt zur Caritas Flüchtlingshilfe her.
Die Ereignisse und Katastrophen, die Papst Franziskus im Jahre 2013 beklagt hat, finden immer noch statt. Flüchtlinge, die bei uns ankommen, haben es immer noch sehr schwer. Lassen Sie uns gemeinsam nicht wegschauen und Verantwortung übernehmen. Hier wird unser Glauben ganz praktisch und wir können zeigen, wofür christliches Engagement steht.
Stefan Nüsser
Mitglieder unserer Arbeitsgruppe Flüchtlinge:
Stefan Nüsser, Susanne Doherty, Wiltrud Merkens-Görtz,
Renate Esser, Pfarrer Peter Nüsser